Freitag, 12. August 2011

Der tiefe Fall des Kelly Pavlik



Der 29. September 2007 war wohl sportlich der größte Tag im Leben von Kelly Pavlik. In einem wirklich grandiosen Fight entthronte der Mann aus Youngstown/Ohio den bis dato ungeschlagen Jermain Taylor. Jenen Taylor, der schon Bernhard Hopkins zweimal schlagen konnte und als die Nummer 1 im Mittelgewicht galt. Ab diesem Tag war er der neue König der Gewichtsklasse und es schien, als wäre er die zukünftige Lichtgestalt des Faustkampfes in Übersee.

Dabei hatte es im Kampf selbst erst gar nicht danach ausgesehen. Bereits in Durchgang zwei schien es, als sei „The Ghost“ der puren Offensivgewalt seines Kontrahenten nicht gewachsen. Folgerichtig musste Pavlik auf die Bretter und konnte sich anschließend gerade noch so in die Pause retten. Danach aber der große Auftritt. Der Schlacks mit der langen Reichweite fighte und konnte den Kampf drehen. In Runde Sieben die kleine Sensation. Taylor liegt geschlagen in den Seilen – Verteidigungsunfähig und ab sofort war er seinen Titel los.

Kelly Pavlik war nun nicht nur der neue Champion – nein er war mehr! Er war über Nacht zum absoluten Superstar geworden. Er - der Mann aus einer relativ kleinen Stadt, er - ein Mann des Volkes hatte es geschafft. Von ganz unten, hat er sich nach ganz oben geboxt. Der Stoff aus dem die Träume in Amerika gemacht werden. Vom Tellerwäscher zum Millionär, dass traf durchaus zu auf Kelly Pavlik.

Damit verbunden kam die Bekanntheit und mit ihr der Ruhm. Der sonst eher zurückgezogene Kelly stand im Rampenlicht und konnte damit nicht wirklich umgehen. Die Leute wollten mit IHREM Kelly feiern und so kam es in diesen Tagen desöfteren dazu, dass Pavlik von Bar zu Bar zog und mit seinen Fans Drink um Drink nahm.

Es dauerte nicht lang und aus einem gelegentlichen Schluck wurde eine Regelmäßigkeit. Es dauerte wiederum nicht lang, bis sich das auch sportlich bemerkbar machte. Pavlik der bei vielen in der Gewichtsklasse als unschlagbar galt und vielleicht sogar der beste Pound 4 Pound Fighter war, wurde von einem über 40-jährigen Hopkins bei einem Nicht-Titelkampf vorgeführt. Allerdings übersprang er für das Duell zwei Gewichtsklassen und die Kritik hielt sich damals noch in Grenzen.

Es war aber auch die Zeit, in der die Gerüchte um Alkoholprobleme immer stärker aufkamen. Allerdings versuchte man die Sache im Lager von Pavlik unter den Tisch zu kehren. Als „The Ghost“ dann aber im April 2010, in seinem geliebten Mittelgewicht, chancenlos gegen Sergio Martinez war und damit seine Krone verlor, konnten auch sie an den Problemen nicht mehr vorbeischauen.

Der gefallene Star begab sich endlich in professionelle Hände und legte eine Pause ein. 2011 schien Pavlik den Kampf gegen die Sucht gewonnen zu haben. Mit gerade einmal 29 Jahren sollte ein Neuanfang folgen. Nun eine Gewichtsklasse höher. Der WBC reagierte sofort und gab ihm eine Topplatzierung in seinem Ranking. Ein-Zwei Aufbaukämpfe bloß – das sollte reichen – dann kann ein Duell gegen Weltmeister Lucien Bute bereits folgen.

Im Mai, bei seinem Comeback-Kampf gegen Alfonso Lopez, sollte dann aber alle die Realität einholen. Nur knapp konnte Pavlik gewinnen. Dennoch wurde an den Weltmeister-Plänen, die von Manager Cameron Dunkin und Promoter Top Rank ausgearbeitet wurden, festgehalten. Noch ein Fight, dann kann ein Duell um den Thron im Super-Mittelgewicht stattfinden.

Letzte Woche aber die Absage. Kurzfristig ließ das Pavlik-Lager das Aufeinandertreffen mit Darryl Cunningham platzen. Seither kursieren die Gerüchte. Ist der „Geist“ wieder rückfällig geworden oder spielt etwas anderes eine Rolle. So ist auch immer wieder zu hören, dass Pavlik die Kampfbörsen nicht hoch genug sind. Gegen Cunningham – so wird behauptet – hätte er gerade einmal eine Garantiesumme von 50.000 Dollar bekommen. Bei einem Duell dann gegen Lucien Bute zwar schon 1,35 Millionen – aber Pavlik ist anderes gewohnt. Über 1 Millionen Dollar hat er damals schon für Titelverteidigungen gegen No-Name Boxer einstreichen können...

Ist es also im Endeffekt das Geld, was Pavliks plötzlichen Rückzug erklären kann? Oder ist es doch mehr und seine Suchtprobleme haben ihn wieder eingeholt? Wie dem auch sei, Kelly Pavlik steht dennoch am Abgrund! Denn TV-Partner Showtime scheint die Nase voll vom einstigen Superstar zu haben. Wie es weiter geht bei ihm, steht in den Sternen – also dort wo er früher einmal war – ganz oben... Derzeit ist er aber sicherlich nicht dort anzufinden. „The Ghost“ ist tief gefallen – ob er jemals wieder dort oben ankommt?

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